Stand der Musikproduktion mit Flatpak

Aktualisiert: 2024-04-17

Seit dem "Aufstieg" von Flatpak (siehe auch Flathub) als Versuch, eine stabile und leicht zugängliche Plattform für die Verbreitung von Software unter Linux zu etablieren, bin ich mit an Bord und versuche, Musiksoftware-Anbietern zu helfen, ihre Produkte (insbesondere Audioeffekt- und Instrumenten-Plugins) für Flatpak zu optimieren.

Ich sehe darin die Möglichkeit, das Anti-Linux-Argument der Fragmentierung zu entkräften und sowohl Software-Anbietern eine stabile Plattform, als auch Anwendern einen einfachen und verlässlichen Zugang zu Software zu ermöglichen, der unabhängig von der verwendeten Linux-Distribution zuverlässig funktioniert.

Denn Linux haftet immer noch ein wenig das Image an, ein System für Bastler zu sein bzw. nicht für den professionellen Einsatz geeignet zu sein (abgesehen von Linux als Server-Betriebssystem). Und das möchte ich ändern helfen.

Flatpak

Flatpak is a utility for software deployment and package management for Linux. It is advertised as offering a sandbox environment in which users can run application software in isolation from the rest of the system.

Flathub

Flathub is the place to get and distribute apps for all of desktop Linux. It is powered by Flatpak, allowing Flathub apps to run on almost any Linux distribution.

Zu Beginn machten Flatpak Anwendungen bei mir mitunter Probleme, z.B. dadurch, dass sie einen falsch skalierten Mauszeiger aufwiesen oder das Theme des Hostsystems nicht respektierten, Letzteres auch im Zusammenhang mit QT bzw. GTK und light- sowie dark-mode.
Inzwischen sind diese Stolpersteine aber, zumindest auf meinen Systemen, vollständig verschwunden und per se funktioniert so weit an und für sich alles erwartungsgemäss.

Persönlich installiere ich inzwischen bloss noch die der Distribution eigenen Pakete und Anwendungen mit dem Paketmanager der Distribution (in meinem Fall, mit Manjaro Linux, pamac bzw. als Arch basiertes System pacman). Alle Drittanbieter-Anwendungen laufen auf meinen Systemen derweil bereits mit Flatpak.

Flatpak, wie vermutlich das Meiste im Leben – insbesondere, wenn es sich anschickt, etwas zu revolutionieren – hat aber selbstredend nicht bloss Vorteile, sondern auch Nachteile, wie die hier verlinkten Artikel "Flatpak is not the future" aus dem November 2021 und die Reaktion darauf vom Mai 2022 debattieren.

Mit 1.6 Milliarden Downloads und über einer Million aktiver Nutzer auf Flathub kann man, denke ich, sagen, dass Flatpak relativ erfolgreich ist. Dennoch polarisiert "der Standard".

In meinem Artikel möchte ich ein Licht darauf werfen, wie es um Flatpak im Zusammenhang mit Musik Produktion auf Linux bestellt ist. Insbesondere geht es dabei darum, dass in einer Flatpak App Plugins auf die Limitierungen der Flatpak Sandbox beschränkt sind und schon alleine dadurch Probleme entstehen können, wenn die entsprechenden Entwickler*Innen sich nicht auf diesen Umstand achten.

Die hier getroffenen Feststellungen basieren auf meinen persönlichen Erfahrungen im Zusammenhang mit meinen Computern (einem Lenovo Z16 AMD laptop sowie meinem ASUS ProArt X570-Creator WiFi/Ryzen 9 3900X/Radeon Pro WX 7100 Studio-Computer), Manjaro Linux 6.5.13-7-MANJARO mit GNOME 45.4, Bitwig Studio 5.1.6 (Flatpak), sowie den zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels jeweils aktuellsten, stabilen Plugin-Versionen. Da ich in Bitwig Studio keine LV2 Plugins nutzen kann, gehe ich in diesem Artikel bloss auf VST2, VST3 und CLAP als Formate ein.

Wie gut funktionieren die jeweiligen Plugins?

• Für VST2 und CLAP Plugins, die über ein frei skalierbares, nicht in fixe Grössen unterteiltes, UI verfügen, scheint generell das Problem zu bestehen, dass diese auf hochauflösenden Systemen (in meinem Fall 3840x2400 px bei 200% Skalierung) nicht richtig skallieren. In den meisten Fällen laden sie mit 50% der korrekten Grösse. In Ausnahmen laden diese jedoch mit 400% und bringen mitunter die Plugin-Sandbox zum Abstürzen. Letzteres scheint nicht bloss ein Bitwig Problem zu sein, sondern trifft gemäss Stichproben auch auf Ardour 8.4.0 (Flatpak) zu.
• Ganz generell scheint das zuverlässigste Format zurzeit VST3 zu sein.
• Wenn von einem Plugin eine VST3 Version verfügbar war, habe ich die VST2 Version nicht verifiziert. Dies vor allem auch, weil fast ausnahmslos alle VST2 Plugins auf meinen Computern falsch skallieren.
• Alle Audio Assault Plugins müssen grundsätzlich mit patchelf --replace-needed libcurl-gnutls.so.4 libcurl.so.4 <PLUGIN_PATH> gepatcht werden.
• Die AudioThing Plugins funktionieren an und für sich problemlos, sie können aber derzeit keine Presets laden.
• Von 104 installierten Plugins, funktionieren 68 einwandfrei. 23 AudioThing Plugins funktionieren an und für sich ebenfalls problemlos, können aber keine Presets laden. Da ich auch ohne die Presets mit den Plugins arbeite, lautet mein persönliches Fazit daher, dass von meinen 104 Plugins 91 einwandfrei funktionieren.